Montag, 7. Januar 2008

Pray for me

Waren die letzten Worte von Robert Hanssen - einem FBI-Agenten der der über 2 Jahrzehnte für die Russen spioniert hat. Gespielt von einem überzeugenden Chris Cooper - jeder Blick, jede Geste war so wunderschön zweideutig dass bis zum Ende unklar bleibt ob Hanssen gewusst/geahnt hat dass er beobachtet wird. Jeder seiner Schritte, Worte und Gesten aufgezeichnet und archiviert um einem intelligenten, vorausschauenden, patriotischen Maulwurf auf die Schliche zu kommen. Es zu schaffen in die Untersuchungskommission zu kommen, die die eigenen Vergehen untersucht, zeugt von Menschenkenntnis, Gewieftheit und einem Abgebrühtsein dass man gleichzeitg lachen, staunen und sich ekeln möchte - das eigene Gewissen jahrelang, Tag ein Tag aus, unterdrücken - getreu dem Motto: "Geh morgens zur Arbeit, komm abends wieder und hab Feierabend" (oder "vögel deine Frau mit aller Liebe und Hingabe, deine echte Befriedigung holst du dir auf dem Weg zur Arbeit bei einer sadomasochistisch veranlagten guten Freundin" (Anm. d. Red.)) - das ist eine Leistung vor der man mit schmerzverzerrter Miene den Hut zieht - allerdings ausschließlich vor dem Schauspieler der das so überzeugend spielt. Einmal im wahren Leben miterlebt möchte man nur noch kotzen, am liebsten ohne die letzten Tage etwas gegessen zu haben - sich einfach die Seele aus dem Leib röcheln - eine Hommage an diese Perversion in höchster Vollendung, die mit einem Kreuz in der Hand, auf welchem man alle Sünden abladen kann, genossen wird. Man hat zu viele für ein einfaches Holzkreuz? Tägliches Rosenkranzbeten verleiht zusätzliche Stabilität. Richard Dawkins hätte seine wahre Freude daran.
Der Sinn des Lebens ist es seinem Leben einen Sinn zu geben - daran zu "glauben" fällt beim wiederholten Abspielen des Abspanns fast zu leicht. Musik dagegen an den richtigen Stellen schweigen zu lassen und die Stille den Moment mit lautlosen Worten füllen zu lassen ist diesem Film über alle Maßen perfekt gelungen, dass man fast die sich spontan aufdrängende Frage schnell wieder vergessen möchte: "Wieso steht Robert Hanssen in "Breach" am Ende im Aufzug des FBI-Gebäudes - zwischen einem Agenten und einem Wachmann?" Voller ungläubigem Erstaunen starre ich auf die letzte Szene - werde sanft in den Abspann getragen und überlege mir einfach noch eine Runde auf der Klaviatur zu spielen. In der Hoffnung, dass irgendjemand zuhört. Ein zweites Mal hören wäre wohl angebracht - allerdings ohne den Redakteur. Der ist zufrieden und schläft bei "Placebo - Burger Queen [francais]" mit dem irrsinnigen Gedanken ein, dass es jemanden gibt der genießt, lächelt und anfängt auf der Klaviatur zu spielen...

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