Sonntag, 6. Januar 2008

In Ulm...

gab es heute zum Feiertag "Heilige 3 Könige" eine Orgelkonzertlesung.
Genau - das selbe hab ich mich auch gefragt: Was kann man sich darunter vorstellen. Zumal wenn noch mit der Anwesenheit der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Fr. Dr. Annette Schavan, geworben wird. Da das ganze direkt bei mir um die Ecke statt fand und ich mir auch gern mal ein schönes Orgelkonzert anhöre bin ich einfach mal mit umgeschnallter Kamera rüberspaziert. Und das erste was ich feststellen musst war - dass diese tolle Athmosphäre nicht ohne Stativ festzuhalten ist - hab ich mich also mit einem Programmheft gewappnet in die Bank gesetzt - selbige war knüppelhart und auf das schmale Sitzbrett hat gerade so ein Standardgesäß gepasst. Aber so saß man wenigstens aufrecht.
Eine Orgelkonzertlesung besteht aus gelesenen und gespielten Teilen. Ein Stück ein Gedicht, ein Stück, eine Geschichte... Den literarischen Teil hat Fr. Dr. Schavan übernommen. Sie hat mit viel Gefühl und Leidenschaft Geschichten und Gedichte zum Thema "Die Heiligen 3 Könige" oder "Die 3 Weisen aus dem Morgenland" vorgetragen. "Babuschka und die drei Könige", von Paul Schaaf hat mich spontan an die katholische Andacht zu Heilig Abend erinnert. Dort wurde die Geburt Jesu aus Sicht des Esels der mit in der Krippe stand erzählt. Der Erzählung folgte "Marche de rois mages", von Théodore Dubois. Das faszinierende an diesem Stück war, dass ab Takt 5 ein Liegeton aufgetreten ist, der sich bis zum Ende des Stückes hingezogen hat. Der Ton war ein hohes H. Um mit den Fingern nicht durcheinander zu kommen hat der Organist den Ton mit einem Bleistift festgeklemmt. "...Die Harmonik des Stückes ist dabei so gewählt, dass der Ton niemals stört, sondern sich immer wohltönend einfügt. ..." Wenn man die Augen schließt und sich nur auf diesen Ton konzentriert hat man das Gefühl durch ein großes Nichts zu schweben - umgeben von bunten warmen Wellen. Der Ton symbolisiert btw den Stern dem die drei Weisen folgten.
Das ganze Konzert war stark französisch geprägt - soll heißen von französchen Komponisten (nach-)bearbeitete Stücke. Zu hören waren u. a. der o. g. Théodore Dubois, Gaston Litaize (ein blinder Organist, dem eine Krankheit irgendwie anzuhören war - sein Stück war geprägt von Disharmonien und lauten bis brachialen Akkorden) und zum Schluss Jules Grison mit Venite adoremus - Fantasie pour grande orgue un noel. Ein Werk was den Organisten bis zur Erschöpfung gefordert haben muss. Technisch wie auch interpretatorisch. Beim Erklingen des Werkes war die ganze Stimmgewaltigkeit der Orgel zu verspüren - musikalisch wie auch körperlich. Ein sauber erklingender 16-Fuss lässt eben selbst die stärksten Grundmauern erzittern - so auch die der katholischen Pfarrkirche St. Georg. Der Organist war Siegfried Gmeiner - ein mittvierziger, sehr sympathischer Orgelspieler, dessen Hingabe und Können am Ende mit stehendem Applaus gewürdigt wurde.

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